Heilige Maria von Paris (Skobtsova)
10. Februar 2025

Frühe Jahre und Revolution
Die Heilige Maria, geboren als Elisabeth Pilenko, verkörpert die spirituelle und religiöse Erneuerung, die Russland im frühen 20. Jahrhundert erlebte. Trotz ihrer aristokratischen Herkunft war sie überzeugte sozialistische Revolutionärin. Sie heiratete in jungen Jahren einen sozialistischen Intellektuellen, doch die Ehe scheiterte. Nach der russischen Revolution emigrierte sie mit ihrem zweiten Ehemann, Daniel Skobtsov, nach Paris. Daniel war ihr Richter gewesen, als sie von den Weißen Armeen verhaftet wurde, die sie der Zusammenarbeit mit den Bolschewiki beschuldigten.
Verlust des Glaubens und Neubeginn
Elisabeth hatte in ihrer Jugend ihren Glauben verloren, nachdem ihr Vater früh gestorben war. Diese Erfahrung führte sie zu der Überzeugung, dass, wenn Gott nicht gerecht ist, er nicht existieren kann. Trotz ihres Unglaubens interessierte sie sich weiterhin für Theologie und konnte dank ihrer familiären Verbindungen zur russischen Aristokratie Theologie im Fernstudium studieren.
Der Verlust ihrer letzten Tochter war ein schwerer Schock für sie und führte zu dem Wunsch, ein neues, reines Leben für Gott zu führen. Durch diese Trauer fühlte sie sich berufen, eine karitative oder philanthropische Arbeit zu leisten. Sie wollte Nonne werden, und ihr Ehemann respektierte ihren Wunsch, was zu ihrer Trennung führte.
Eintritt ins Kloster und Namensgebung
Obwohl sie bereits zweimal verheiratet war, was in der orthodoxen Kirche ungewöhnlich war, trat sie in ein Kloster ein und erhielt den Namen Maria, in Erinnerung an Maria von Ägypten, eine große Sünderin, die zur Heiligen wurde.
Ein offenes Haus in einer apokalyptischen Zeit
Maria wurde Nonne in der Kirche der russischen Emigration, die von einer evangelikalen Strömung geprägt war. Sie fühlte sich berufen, sich ganz den Ärmsten zu widmen. Ohne Geld, aber mit Hilfe vieler Freunde, konnte sie ein Haus in Paris erwerben, das als Unterkunft für Obdachlose, ehemalige Prostituierte und Kranke diente. Diese offene Einrichtung wich vom traditionellen orthodoxen Klosterleben ab, da sie Menschen aus verschiedenen Lebenslagen aufnahm.
Maria glaubte, dass die Zeiten sich geändert hatten und dass sie in einer apokalyptischen Ära lebte, in der sie bereit war, den „spirituellen Komfort“ ihres Lebens aufzugeben. Ihr Hauptanliegen war es, den Menschen zu helfen und sie zu lieben, inspiriert von der grenzenlosen Liebe, die der Mönch der Ostkirche, Vater Lev Gillet, predigte.
Einfluss von Vater Lev Gillet
Der Mönch der Ostkirche, Vater Lev Gillet, hatte einen sehr wichtigen Einfluss auf Maria. Er war einer der ersten, der in ihrem Haus lebte und dort Gottesdienste feierte. Marias grenzenlose Liebe zu den Ärmsten zeigte sich in ihren Taten: Sie ging zu den Märkten von Les Halles und sammelte die Reste der Händler ein. Sie besuchte auch die Obdachlosen in den Bistros rund um Les Halles und brachte sie manchmal zu sich nach Hause.
Schutz von Juden im Zweiten Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs zögerte Maria nicht, Juden zu schützen. Sie half einem jüdischen Freund, der nach seiner Verhaftung in ein Konzentrationslager gebracht worden war, und bot Juden Zuflucht in ihrem Haus an. Sie stellte ihnen gefälschte Taufurkunden aus, um ihnen die Flucht in die freie Zone zu ermöglichen.
Verhaftung und Deportation
Die Juden wussten, dass Maria Widerstand leistete. Während der Vél’d’hiv-Razzia half sie einer jüdischen Mutter und ihrer Tochter, die in der Razzia gefangen waren. Bis 1943 konnte Maria den Juden auf diese Weise helfen, doch ihre Taten wurden nicht immer von der orthodoxen Gemeinschaft verstanden. Schließlich wurde sie von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie ihre letzten Tage verbrachte.
Tod im Konzentrationslager
Im Konzentrationslager wurde Maria für ihren Mut und ihre Fähigkeit, anderen Trost zu spenden, geschätzt. Sie war eine talentierte Künstlerin und setzte ihre Fähigkeiten ein, um Ikonen zu sticken und Gedichte zu schreiben. Schließlich erkrankte sie an Dysenterie und wurde in ein sogenanntes „Jugendlager“ gebracht, wo die unheilbar Kranken untergebracht wurden. Die genauen Umstände ihres Endes sind unbekannt, doch es wird vermutet, dass sie an Erschöpfung starb.
Gedichte und Vermächtnis
Ihre Gedichte zeugen von ihrem Glauben und ihrer Hingabe. Sie schrieb: „Ich weiß, der Scheiterhaufen wird leuchten / Mein Scheiterhaufen wird brennen, / Lied meiner Schwestern, / Friedliches Läuten der Glocken / Im Kreml, am Ort der Hinrichtungen / Oder hier, in einem fremden Land.“
Trotz ihres Todes und des Verlusts ihrer Kinder spielte sie eine wichtige Rolle in der russischen Emigration. Sie wird als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt, und ein Baum wurde in ihrem Gedenken gepflanzt.
Erneuerung des Mönchtums
Maria hoffte auf eine Erneuerung des Mönchtums. Sie glaubte, dass Mönche ihren spirituellen Komfort aufgeben und sich den Ärmsten zuwenden sollten. Sie war in gewisser Weise eine Diakonin, und die Wiederherstellung dieses Amtes wird heute in der orthodoxen und katholischen Kirche diskutiert.
Heiligsprechung und Würdigung
Die Heiligsprechung von Maria erfolgte am 11. Februar 2004 in Paris. Ihr gemeinsames Fest ist der 20. Juli. Die „Rue Mère Marie-Skobtsov“ im 15. Arrondissement von Paris wurde nach ihr benannt.
Soziale Gerechtigkeit
Maria wollte, dass ihr Glaube ein in der Praxis gelebtes Zeugnis ist. Sie fühlte, dass sie alles geben und sich ganz hingeben musste. Für sie führte der Ruf zur Heiligkeit Gottes über ein Streben nach tiefer sozialer Gerechtigkeit.